Nein, es ist keine optische Täuschung: Am Autódromo José Carlos Pace in Sao Paulo steht tatsächlich ein Baum in der Auslaufzone, zwischen den Kurven 9 und 10 auf dem Grand-Prix-Kurs. Das macht diese Rennstrecke einzigartig in der Formel 1.
Man darf sich aber die Frage stellen: Ist das nicht gefährlich?
Offenbar nicht, sonst würde der Automobil-Weltverband (FIA) der Strecke keine Freigabe erteilen und schon gleich zweimal nicht die Grad-1-Einstufung, die für die Austragung von Formel-1-Rennen erforderlich ist.
Unter Grad 1 versteht man die schärfsten Sicherheitsvorgaben, die der Weltverband für Veranstaltungen auf Rennstrecken macht. Und wenn diese Vorgaben einen Baum in der Auslaufzone zulassen, dann scheint man diesen Baum nicht für ein Sicherheitsrisiko zu halten.
Ganz praktisch betrachtet ist die Auslaufzone zwischen Kurve 9 und Kurve 10 keine gefährliche Stelle: Formel-1-Autos durchfahren Kurve 9 mit etwa 100 km/h im dritten Gang, sind also vergleichsweise langsam unterwegs. Selbst bei einem Abflug oder Zwischenfall in dieser Kurve wäre es unwahrscheinlich, dass ein Fahrzeug den Baum trifft.
Falls es aber doch zu einem solchen Unfall kommen sollte, haben die Streckenbetreiber Vorkehrungen getroffen: Der Baum ist „gepolstert“, also von einer Bande umgeben. Das sollte einen Aufprall bei ohnehin niedriger Geschwindigkeit ausreichend abmildern.
Ob es trotzdem so eine gute Idee ist, einen Baum in der Auslaufzone zu haben, darüber lässt sich natürlich streiten.
Ein Baum – oder vielmehr dessen Überreste – ist andernorts übrigens Namensgeber für eine Kurve geworden: Deshalb heißt die erste Kurve auf dem Mount Panorama Circuit in Bathurst „Hell Corner“.
Die Story dazu: Bevor es echte Sturzräume, Banden und dergleichen an der Strecke gab, soll sich an der Kurve ein Baumstumpf befinden haben. Und es hieß im Volksmund: Wer diesen Baumstumpf trifft, fährt zur Hölle – Hell Corner.
Und auch wenn es den Baumstumpf schon lange nicht mehr gibt in Bathurst, der Name ist geblieben.